Gian van Veen hat in der vergangenen Woche das Viertelfinale des World Matchplay erreicht. „GVV The Giant“ bot James Wade in der Runde der letzten Acht lange Zeit Paroli, musste sich jedoch am Ende mit 16:13 dem routinierten Engländer geschlagen geben.
Trotz der Niederlage überwiegt bei Van Veen der Stolz. „Ja, ja, ich habe den Kater überwunden“, sagte der Niederländer im Gespräch mit Sports News. „Es war ein verrücktes Match. Ich bin früh in Führung gegangen, aber James hat anfangs viele Chancen liegen lassen. Danach hat er seine Gelegenheiten eiskalt genutzt und sich deutlich abgesetzt. Es hätte noch klarer werden können, deshalb bin ich froh, dass ich es geschafft habe, ein gutes Match zu spielen und mich zurückzukämpfen. Darauf kann ich positiv zurückblicken.“
Das Match war von wechselnden Phasen geprägt. Van Veen führte zunächst 4:1, ehe Wade acht Legs in Serie gewann. „Das merkt man auf der Bühne sofort“, so der 22-Jährige. „In dieser Phase hat er einfach besser gescort und seine Chancen genutzt. Acht Legs hintereinander zu verlieren, ist kein schönes Gefühl. Auf dieser Bühne fühlt man sich dann sehr einsam, auch wenn es ein tolles Erlebnis ist, dort zu stehen.“
Van Veen zeigte jedoch Kampfgeist und fand zurück ins Spiel. „In den letzten 10–15 Legs wurde ich immer stärker. Mein erster Pfeil saß öfter und der Wechsel auf die 19 funktionierte schließlich. Ich habe meine eigenen Legs relativ souverän gewonnen, das gab mir Selbstvertrauen, auch in seinen Legs dranzubleiben.“
Nach Siegen über Luke Humphries und Danny Noppert musste sich Van Veen somit im Viertelfinale James Wade geschlagen geben.
Verpasste Chancen als Wendepunkt
Ein Schlüsselmoment war ein verpasstes 86er-Finish. „Das hat mich immer noch geschockt“, gab Van Veen offen zu. „Ich wusste: Wenn ich hier noch etwas reißen will, muss der Dart sitzen. Ich fühlte mich gut und sicher, die Triple-18 war perfekt, zwei Darts auf Doppel-16 – und dann verfehle ich. Ich hatte sofort das Gefühl, dass das das Match hätte drehen können.“
Auch in der Schlussphase keimte noch einmal Hoffnung auf, als Wade Matchdarts liegen ließ. „Da denkt man, vielleicht geht doch noch etwas. Aber die Doppel-10 ist dann doch gefallen. In solchen Momenten wäre mir lieber, er macht es direkt mit einem Dart zu, als dass man kurz Hoffnung hat und es dann sofort vorbei ist. Aber das ist typisch James Wade.“
Nach dem Match zeigte sich Wade wenig schmeichelhaft gegenüber dem Niederländer, sprach nur von „dem Kerl“ und bezeichnete ihn nicht als großes Talent. Van Veen nahm es gelassen.
„Ich finde, James ist ein netter Typ, aber wir sind keine Freunde. Es stört mich nicht, was er über mich denkt. Dass er mich ‚diesen Kerl‘ nennt, wirkt etwas herablassend, aber wenn er das so sieht, ist es eben so. Ich habe nie behauptet, das größte Talent der Niederlande oder der PDC zu sein. Ich bin hier durch harte Arbeit und Willenskraft hingekommen und stehe jetzt unter den Top 20 der Welt. Das hat für mich ebenfalls einen hohen Wert.“
Positives Fazit trotz Aus
Trotz des Ausscheidens überwiegt die Freude über die eigene Leistung. „Sehr positiv“, resümiert Van Veen. „Direkt nach dem Spiel ist es natürlich bitter, aber wenn mir vorher jemand ein Viertelfinale angeboten hätte, hätte ich sofort zugesagt – gerade mit einem Auftaktmatch gegen Humphries. Für mich war das World Matchplay schon nach diesem Sieg ein Erfolg. Dass ich den Weltranglistenersten und Titelverteidiger rausgenommen habe, macht diesen Triumph zu einem meiner größten Siege.“