„Ich will die Nummer eins sein – Nummer zwei ist Mist“ – Rob Cross über Ehrgeiz, Druck und alte Dämonen

PDC
Dienstag, 07 Oktober 2025 um 10:00
Rob Cross (1)
Rob Cross hat beim World Grand Prix 2025 erneut gezeigt, warum er nach wie vor zu den besten Dartspielern der Welt gehört. Der Weltmeister von 2018 setzte sich in einem spannenden Erstrundenduell mit 2:1 gegen den Niederländer Wessel Nijman durch – ein Sieg, der mehr mentale Stärke als spielerische Perfektion erforderte. Anschließend sprach „Voltage“ offen über seine aktuelle Form, seine inneren Kämpfe und seinen ungebrochenen Ehrgeiz.
Cross gab nach dem Match zu, dass seine Leistung alles andere als makellos war. „Ich habe mich in der Mitte des Spiels ein wenig verloren“, erklärte er. „Ich habe nicht gut genug gescort, das ärgert mich. Aber am Ende geht es darum, über die Linie zu kommen – und das ist mir gelungen.“ Der Engländer betonte, dass er mit dem Double-In-Format des Turniers lange Zeit gehadert habe. „Jahrelang hatte ich mit diesem Format zu kämpfen. Ich konnte es im Kopf nicht richtig verarbeiten. Jetzt lerne ich, mir selbst etwas mehr Freiraum zu lassen und nicht immer so streng zu mir zu sein.“

„Die alten Dämonen sind noch da“

Trotz all seiner Erfahrung räumt Cross ein, dass Selbstzweifel ihn weiterhin begleiten. „Ja, die alten Dämonen sind noch da“, sagt er offen. „Es gibt Momente, da denkt man: Ich kann keine große Zahl mehr treffen – was mache ich hier eigentlich? Aber dann gewinnst du das Spiel und denkst: Okay, du hast es wieder geschafft.“
Der Engländer erreichte im vergangenen Jahr gleich fünf Viertelfinals bei TV-Turnieren. 2025 läuft es bislang nicht ganz so rund, doch Cross bleibt gelassen. „Es ist noch Zeit“, meint er selbstbewusst. „Ich weiß, dass mein Spiel wiederkommt. Ich habe nichts zu verteidigen – der Druck ist also weg.“

„Nummer zwei ist scheiße“

Wenn es um die Weltrangliste geht, hat Cross eine klare Meinung. „Alle schauen auf die Rangliste, aber für mich zählt nur eines: die Nummer eins zu sein. Nummer zwei? Das ist scheiße. Dann gibt es jemanden, der besser ist als du.“ Er lacht kurz, bevor er ernst wird. „Ich war Nummer drei, Nummer vier – alles. Aber nie die Nummer eins. Wenn ich das irgendwann schaffe, auch nur für einen Tag, dann ist das das Größte. Das ist alles, was zählt.“
Für Cross geht es dabei nicht um Ruhm oder Glamour, sondern um Stolz. „Wer Nummer eins ist, wird elf Monate lang wie ein König behandelt. Aber ich will das nicht wegen des Rampenlichts. Ich will es, weil es bedeutet, dass du der Beste bist. Sonst bist du nur einer von vielen.“

„Ich glaube, dass ich noch einen weiteren Weltmeistertitel in mir habe“

Seit seinem WM-Triumph 2018 hat sich die Dartswelt stark verändert. Junge Talente wie Josh Rock und Gian van Veen drängen nach. Cross sieht das positiv. „Der Sport verändert sich, und das ist großartig. Ich bin 35, fühle mich manchmal schon alt zwischen diesen Jungs. Aber ich glaube fest daran, dass ich noch einen zweiten WM-Titel in mir habe. Das wird harte Arbeit, aber ich weiß, dass er da ist.“
Auf die Frage, was er diesmal anders machen würde, antwortet Cross selbstkritisch: „Ich würde lernen, öfter Nein zu sagen. Weniger Ja zu nicken, weniger Druck zuzulassen. Das lernt man erst mit den Jahren.“

„Ich bin mein eigener größter Kritiker“

Cross gilt als Spieler, der mit viel Herz spielt – manchmal zu viel. „Ich bin mein eigener größter Kritiker“, sagt er. „Ich lege die Messlatte zu hoch, will Dinge erzwingen und blockiere mich damit. Manchmal muss man sich sagen: Spiel einfach normal. Wenn man entspannt ist, spielt man besser.“
Und was, wenn er seine Karriere ohne den ersehnten Nummer-eins-Titel beenden sollte? „Vielleicht wäre ich etwas enttäuscht“, gibt er zu. „Aber ein weiser Mann hat mir einmal gesagt: ‚Wenn etwas für dich bestimmt ist, wird es nicht an dir vorbeigehen.‘ Daran glaube ich. Wenn es nicht mein Schicksal ist, die Nummer eins zu werden, dann soll es so sein – aber ich werde es weiter versuchen.“
Zum Abschluss findet Cross noch lobende Worte für die neue Generation. „Schaut euch Jungs wie Nijman, Van Veen und Rock an. Sie spielen ohne Angst, brechen Rekorde – und das ist gut so. Der Sport braucht das. Aber bis dahin bin ich noch hier – und ich werde nicht so schnell aufgeben.“
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