Mit zehn Weltmeistertiteln bleibt
Trina Gulliver eine lebende Legende des Frauendartsports. Doch der Weg der „Golden Girl“ war nicht immer einfach. Nach persönlichen Herausforderungen und gesundheitlichen Rückschlägen strahlt die Engländerin heute wieder Zuversicht und Tatendrang aus – und will den Frauendartsport weiter voranbringen.
„Es gibt immer noch großartige Momente“
Auch nach Jahrzehnten auf der Bühne fordert sich Gulliver weiterhin selbst heraus. Im Gespräch mit Online Darts sprach sie über ihre aktuelle Form: „Es gibt immer Raum für Verbesserungen, aber es geht in die richtige Richtung. Es gibt immer noch großartige Momente, in denen alles klappt – das Gefühl ist also immer noch da.“
Auf die Frage, wie sie ihr früheres Topniveau wieder erreichen kann, antwortet sie offen: „Ich wünschte, ich wüsste es. Ich gebe mein Bestes, aber es ist schwierig, diese Topform wiederzufinden. Ich bemühe mich von ganzem Herzen, doch ich bin noch nicht ganz da.“
Resilienz nach dunklen Zeiten
Gulliver hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie schwere persönliche Kämpfe durchstehen musste – insbesondere ihren Umgang mit Alkohol. „Ich bin seit fast sechs Jahren nüchtern“, erklärte sie. „Als ich an meinem Tiefpunkt war, hätte ich nie gedacht, dass ich wieder in einem solchen Umfeld sein könnte. Alkohol ist so eng mit dem Dartsport verbunden, aber dank meiner Familie, meiner Frau Nicole und meinen Freunden bin ich wieder da. Ohne sie hätte ich es nie geschafft.“
Ihr Comeback gilt als Symbol für mentale Stärke. „Darts ist ein großer Teil meines Lebens“, betonte sie. „Es war seltsam, eine Zeit lang davon weg zu sein. Aber ich weiß, dass ich jederzeit zurücktreten kann, wenn es wieder zu einem Problem wird.“
Zwischen Vergangenheit und Zukunft
Heute konzentriert sich Trina Gulliver auf Turniere der WADC und der PDC Women’s Series. „Ich bin mit allem beschäftigt, was ich tue. Viel zu reisen wie früher wäre zu riskant, also beschränke ich mich auf Großbritannien und gelegentliche Events in Europa.“
Über eine Rückkehr auf die große PDC-Bühne sagt sie: „Ich würde gerne dort spielen. Ich war schon einmal kurz davor, mich zu qualifizieren, aber diesmal war ich weit davon entfernt. Ich gehe Schritt für Schritt.“
Das Women’s World Matchplay sieht sie als das wichtigste Event des Frauendartsports: „Es ist eine große Bühne mit einer fantastischen Atmosphäre – definitiv das Topturnier für Frauen.“
„Beau Greaves ist phänomenal“
Der Frauendartsport erlebt derzeit einen Boom – und Gulliver freut sich über die Entwicklung. Besonders eine Spielerin beeindruckt sie: „Jeder kennt Beau Greaves, und sie ist einfach phänomenal. Die PDC ist wahrscheinlich der richtige Weg für sie. Wenn sie Rekorde brechen würde, wäre das nur gut für den Sport.“
Gulliver erinnert sich an ihre eigene Dominanz: „Als ich sieben Titel in Folge und insgesamt zehn gewann, war das unglaublich. Wenn Beau das übertrifft, wäre das fantastisch – sie ist im Moment die Spielerin, die es zu schlagen gilt.“
Auch andere Namen hebt sie hervor: „Lisa Ashton, Fallon Sherrock, Paige Pauling, Sophie McKinley oder Ruby Gray – der Frauendartsport ist in einer wunderbaren Phase. Er wächst enorm, und wir wollen diese Talente fördern.“
Die Rolle der Organisationen
Gulliver lobt die Arbeit der PDC: „In den letzten fünf Jahren hat die PDC enorm viel für den Frauendartsport getan. Es gibt mehr Möglichkeiten als je zuvor – das kann nur positiv sein.“
Zugleich betont sie die Bedeutung eigener Strukturen: „Frauen brauchen ihre eigene Seite des Sports. Das ist die Brücke vom Amateur zum Profi, vom Kneipenspieler zum Turnierspieler. Ein wichtiger Schritt nach vorn.“
„Das Women’s World Matchplay wäre mein Traum“
Auf die Frage nach ihrem ultimativen Ziel antwortet sie ohne Zögern: „Wenn ich noch eine Chance hätte, würde ich das Women’s World Matchplay gewinnen. Lakeside war immer besonders, aber das wäre meine nächste große Herausforderung.“
Mit einem warmen Lächeln beendet sie das Gespräch: „Darts ist nach wie vor ein großer Teil meines Lebens. Es ist wunderbar zu sehen, wie sich die neue Generation entwickelt – und ich freue mich darauf, was die Zukunft bringt.“