„Kein Spieler ist größer als die PDC – aber meine Familie bleibt das Wichtigste“: Jonny Clayton über schwierige Entscheidungen

PDC
Dienstag, 07 Oktober 2025 um 13:30
Jonny Clayton (1)
Für Jonny Clayton ist jedes Turnier in Wales ein besonderes Erlebnis. „In Wales zu spielen ist für mich als stolzer Waliser ein großer Pluspunkt. Ich hoffe, dass die Zuschauer hinter mir stehen werden. Ich freue mich wirklich sehr darauf“, sagte der ehemalige World Grand Prix Champion vor seinem Auftritt bei der Modus/MDA Exhibition in Wrexham im Gespräch mit Online Darts.
Doch der Auftritt in Wrexham war für „The Ferret“ keine bloße Spaßveranstaltung. Der Herbst bringt die entscheidenden Wochen der Saison – mit dem World Grand Prix, der European Championship und der Weltmeisterschaft als Höhepunkt. „Jede Minute im Match-Rhythmus zählt, vor allem wenn man zu Hause zu faul zum Üben ist“, scherzte er. „Gegen Weltmeister zu trainieren ist ein großer Bonus. Jetzt beginnt die arbeitsreichste Zeit des Jahres, mit den größten Turnieren.“

„Ich habe wieder ein Lächeln im Gesicht“

Clayton wirkt derzeit befreiter als noch vor einigen Monaten. „Ich habe wieder ein Lächeln im Gesicht. Es geht in die richtige Richtung“, erklärte er. Die Konstanz bleibe aber der entscheidende Faktor: „Ich bin immer noch auf der Suche nach etwas Soliderem, aber mein Spiel geht in die richtige Richtung – und das ist es, was zählt.“
Auch wenn er die Rangliste im Blick behält, lässt er sich davon nicht verrückt machen. „Ich schaue schon auf die Rangliste, aber nicht zu weit voraus. Ich möchte alles gewinnen, woran ich teilnehme“, so der Waliser. „Natürlich ist das bei dem derzeitigen Niveau im Dartsport nicht immer möglich. Aber wenn ich verliere, arbeite ich härter, um stärker zurückzukommen. Hoffentlich kann ich beim World Grand Prix wieder eine Trophäe holen – und bis Weihnachten richtig in Form sein.“

Zwischen Ehrgeiz und Familienmensch

Ein Platz unter den Top Vier der Welt wäre für Clayton ein Meilenstein. „Jeder weiß, was passiert, wenn man unter den ersten Vier steht – man ist bei allem dabei“, sagt er. „Als Nummer eins, zwei, drei oder vier der Welt angekündigt zu werden, darauf wäre ich stolz. Das habe ich noch nie erreicht. Vielleicht klappt es dieses Jahr.“
Umso bemerkenswerter war seine Entscheidung, im Sommer auf die World Series in Australien und Neuseeland zu verzichten. „Das war hundertprozentig schwierig“, betont er. „Ich verstehe: Kein Spieler ist größer als die PDC. Aber die PDC ist nie wichtiger als meine Familie.“ Ein gebuchter Familienurlaub überschneide sich nun mal mit den Turnieren – und Clayton entschied sich bewusst für seine Liebsten. „Ein 18. Geburtstag in der Familie passiert nur einmal. Wir haben gefeiert, viel Geld ausgegeben… also brauche ich jetzt diese Million, um es zurückzuzahlen“, lacht er.

Erinnerungen an den World Grand Prix-Sieg

Der World Grand Prix hat für Clayton ohnehin eine besondere Bedeutung. „Es gibt Selbstvertrauen, wenn man ein Turnier schon einmal gewonnen hat“, erklärte er. Doch er weiß, dass das spezielle Double-in-Double-out-Format kein Selbstläufer ist. „Jeder jagt das erste Doppel. Ranglisten zählen eine Zeit lang nicht. Da kann jeder jeden schlagen.“
Und auch wenn das Interview im September geführt wurde, bleibt ein Thema immer präsent: die Weltmeisterschaft im Alexandra Palace. „Jedes Turnier ist wichtig, aber eine Million Pfund für den Weltmeister – mein Gott“, sagt Clayton. „Natürlich ist der Titel wichtiger, dein Name auf dem Pokal. Aber das Geld steht ganz dicht dahinter“, fügt er ehrlich hinzu. „Die PDC hat etwas Fantastisches geschaffen. Jeder denkt: Dieses Jahr will ich ihn gewinnen.“

„Wenn ich lächle, bin ich gefährlich“

Dass Clayton wieder Spaß am Spiel hat, könnte für seine Gegner gefährlich werden. „Sie haben es gesagt: Ich lächle wieder. Wenn ich lächle, bin ich gefährlich“, sagt er mit einem Grinsen. „Ich habe aufgehört, zu viel nachzudenken. Wenn du verlierst, arbeitest du einfach härter. Es gibt immer eine zweite Chance.“
Sein Ziel formuliert er klar: „Ich bin hier, um Darts zu spielen – etwas, das ich ziemlich gut kann. Hoffentlich halte ich bald wieder eine Trophäe in den Händen.“ Auf die Frage, welche das sein soll, antwortet er mit einem Augenzwinkern: „Hoffentlich fängt es mit dem Grand Prix an.“

Premier League? „Ich denke nicht darüber nach“

Auch die Premier League kam im Gespräch zur Sprache. Ob er 2026 wieder dabei ist, lässt Clayton offen. „Letztes Jahr habe ich mich sehr darauf konzentriert, aber es hat nicht geklappt. Deshalb versuche ich diesmal, nicht daran zu denken“, erklärt er. Trotzdem weiß er: „Wenn ich die Weltmeisterschaft gewinne, müssen sie mich wohl aufnehmen. Dann habe ich eine gute Chance.“

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