Luke Littler ist derzeit zweifellos der beste Darter der Welt - zumindest, wenn man Form, Leistung und schiere Klasse auf der Bühne betrachtet. Dennoch führt die 18-jährige Sensation aus Warrington noch immer nicht die Weltrangliste an. Wie kann das sein?
Letzten Sonntag vervollständigte The Nuke seine eigene "Triple Crown", indem er das World Matchplay in den legendären Winter Gardens in Blackpool gewann. Damit hat Littler in nur 15 Monaten die drei prestigeträchtigsten Turniere des Circuits gewonnen: die World Darts Championship, die Premier League Darts und jetzt das World Matchplay.
Im Finale schlug er den Veteranen James Wade (18-13) mit einem beeindruckenden Average von 107,24 - dem höchsten in einem World Matchplay-Finale seit Phil Taylor im Jahr 2013 (107,19). Mit dem Sieg nahm Littler auch einen Scheck über 200.000 Pfund entgegen, womit sich sein Gesamtpreisgeld seit Januar 2024 auf 1.500.500 Pfund erhöht. Und darin sind die mehr als 500.000 Pfund, die er in der Premier League Darts verdient hat, noch nicht enthalten.
Warum dann nicht die Nummer eins?
Der PDC Order of Merit funktioniert auf der Grundlage des Preisgeldes, das die Spieler über einen Zeitraum von zwei Jahren bei Ranglistenturnieren verdienen. Und genau darin liegt der Unterschied.
Luke Humphries, derzeit die offizielle Nummer 1 der Welt, hat in diesem Zeitraum 1.797.750 Pfund angesammelt.
Der Unterschied zwischen den beiden Lukes beträgt also "nur" 297.250 Pfund - eine Lücke, die angesichts des überfüllten Darts-Terminkalenders im Herbst und Winter schon bald geschlossen werden könnte. Immerhin muss Humphries zwischen Oktober 2025 und Januar 2026 satte 890.000 Pfund Preisgeld verteidigen. Man denke nur an Titel wie den World Grand Prix, den Grand Slam of Darts, die Players Championship Finals UND natürlich die Weltmeisterschaft, bei der er Anfang 2024 das Hauptpreisgeld von 500.000 Pfund abräumte.
Littler hingegen verteidigt überhaupt nichts. Da er erst Anfang 2024 sein Profidebüt gibt, ist jedes Pfund, das er in den kommenden Monaten verdient, ein reiner Gewinn für sein Ranking. Das Szenario, dass The Nuke bereits in diesem Kalenderjahr die neue Nummer 1 der Welt wird, ist daher sehr realistisch - möglicherweise sogar noch vor dem Beginn der Weltmeisterschaft im Dezember.
Wenn Humphries wieder früh ausscheidet - wie beim World Matchplay, wo er in der ersten Runde gegen Gian van Veen verlor - und Littler weiter gewinnt, wird der Wechsel an der Spitze schneller als gedacht stattfinden. Ein entscheidender Moment könnte der Grand Slam of Darts im November sein, sollte Humphries dort nicht über die Gruppenphase hinauskommen.
'Ich möchte ein Vielfaches von allem gewinnen'
Littler selbst verriet nach seinem Sieg in Blackpool, dass er sich bereits die vorläufige Rangliste und die Szenarien angesehen hatte. "Zu Beginn meiner Karriere wollte ich jedes Major mindestens einmal gewinnen. So viele gibt es nicht mehr", sagte er mit der Phil Taylor Trophy in den Händen, "ich habe gesehen, dass ich auf dem besten Weg bin, als Nummer 1 in die World Darts Championship zu starten - wenn Luke (Humphries) nicht das ganze Preisgeld verteidigt."
Obwohl er also seinen Zielen näher zu kommen scheint, ist Littler noch lange nicht zufrieden. "Jeder mag denken, dass ich genug habe, wenn ich einmal von allem gewinne. Aber ich will von allem das Vielfache. Von allem das Dreifache, wenn möglich das Zehnfache. Wenn ich alles einmal habe, werde ich nicht aufhören."
Unaufhaltsamer Vormarsch
Was Littler in den letzten anderthalb Jahren erreicht hat, ist beispiellos in der Geschichte des Dartsports. Er ist nicht nur jung und talentiert, sondern auch mental grundsolide und auf der Bühne unerschütterlich. Die Art und Weise, wie er Topspieler mit hohen Averages und flüssigen Finishes schlägt, macht ihn zu einem wahren Publikumsliebling und Marketingmagneten.
Die Frage ist schon lange nicht mehr, ob Littler die Nummer 1 wird, sondern wann. Und wenn er seine derzeitige Form beibehält, könnte dieser Moment noch vor dem Beginn der kommenden
Darts WM eintreten. Dann würde Littler nicht nur als amtierender Weltmeister in den Alexandra Palace zurückkehren, sondern auch als offizielle Nummer 1 der Welt - und als der Mann, der den Dartsport ganz nach seinem Geschmack gestaltet hat.