ANALYSE: Ungewisse Zeiten für ehemalige Weltmeister, die in der Weltrangliste immer weiter abrutschen

PDC
Samstag, 09 August 2025 um 7:30
Michael Smith
Jahrzehntelang wurde der professionelle Dartsport von englischen Spielern dominiert. Vom legendären Eric Bristow bis zum unvergleichlichen Phil Taylor, der mit 16 Weltmeistertiteln und ebenso vielen World Matchplay-Finalsiegen der Rekordhalter aller Zeiten ist. In jüngster Zeit traten Spieler wie Luke Humphries und die Teenager-Sensation Luke Littler in ihre Fußstapfen, indem sie die ersten beiden Plätze der Weltrangliste belegten und sich oft die wichtigsten Titel untereinander aufteilten. Mit 43 englischen Spielern auf der Pro Tour, die eine PDC Tour Card besitzen - mehr als jedes andere Land - scheint die Vorherrschaft uneinholbar zu sein.
Doch hinter dieser Erfolgsgeschichte verbirgt sich eine weniger rosige Realität, als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Denn während der Fokus oft auf der Spitze der Hackordnung liegt, haben auch einige große Namen zu kämpfen. Vom ehemaligen Weltranglistenersten, der sogar aus den Top 32 der Weltrangliste herauszufallen droht, bis hin zu einer WM-Sensation, die ihre Linie überhaupt nicht halten konnte. Fünf englische Darter, die ihre Form verloren haben - und für die die Uhr zu ticken beginnt.

Ungewisse Zeiten für Bully Boy

Darts kann gnadenlos sein. Anfang 2023 erlebte Michael Smith seinen absoluten Höhepunkt: Weltmeister im Alexandra Palace und die neue Nummer eins der Welt. Seitdem ging es jedoch bergab. Verletzungen, Rückschläge und Formverluste haben seinen Aufstieg gebremst. Arthrose in der rechten Hand, eine AC-Schulterverletzung (Grad 2) und Handgelenksprobleme (Überbleibsel eines doppelten Bruchs mit 19 Jahren) haben ihn nicht verschont.
Gelegentlich lässt Smith noch sein altes Selbst aufblitzen. Anfang dieses Jahres erreichte er zum Beispiel das Viertelfinale der UK Open und zwang Michael van Gerwen im Halbfinale des World Matchplay 2023 an die Grenzen. Aber es fehlt ihm an Konstanz, und das ist auf höchstem Niveau katastrophal.
Außerdem droht dem 34-Jährigen eine weitere Schlappe: Wenn er den Rückstand von 2.750 Pfund auf Ricardo Pietreczko bis zum 28. September nicht aufholt, verpasst er den World Grand Prix - und 40.000 Pfund Preisgeld aus seinem Halbfinale 2022 stehen auf dem Spiel. Auch auf der European Tour ist er mit einem 32. Platz in der Qualifikationsrangliste auf der Kippe. Bei noch fünf ausstehenden Turnieren ist der Vorsprung nur noch hauchdünn.
Mit 124.000 Pfund, die es in den verbleibenden Monaten des Jahres zu verteidigen gilt, ist es nicht undenkbar, dass Smith aus den Top 32 ausscheidet. Ein Schreckgespenst für einen der talentiertesten Spieler seiner Generation.
Joe Cullen
Joe Cullen

Cullen rutscht weiter ab

Zwischen 2021 und 2023 lag Joe Cullen konstant auf Platz 11 oder 12 der Weltrangliste. Sein Masters Titel im Jahr 2021 brachte ihm ein Premier League Darts Ticket ein, das er beinahe mit einem Sieg eingelöst hätte - wenn nicht Michael van Gerwen ihn im Finale nach einem vergebenen Matchdart zurückgeworfen hätte.
Diese glorreichen Jahre scheinen nun weit weg zu sein. Cullen ist auf Platz 30 zurückgefallen, seine niedrigste Position seit 2016. Die 50.000 Pfund, die er beim World Matchplay nach seiner Niederlage gegen James Wade nicht verteidigen konnte, schmerzen ihn zusätzlich.
Wie Smith läuft auch Cullen Gefahr, 40.000 Pfund aus dem Halbfinale des Grand Prix 2022 zu verlieren. In der Pro-Tour-Rangliste liegt er auf Platz 18, zwei Plätze unter dem Qualifikationslimit. Seine frühe Saisonform - Finale beim ersten Players Championship und Sieg in Leicester - hat sich komplett verflüchtigt: nur ein Viertrundenplatz in 16 Turnieren seither.
Auf der European Tour liegt er auf Platz 37 und muss bei ebenso vielen Turnieren noch fünf Plätze gutmachen. Wenn er diese Majors und auch die Weltmeisterschaft verpasst, könnte Cullen außerhalb der Top 40 landen.

Shaggy unter Druck

Im Frühjahr 2024 lebte Scott Williams seinen Traum. Der 33-jährige Shaggy schaffte es bis ins Halbfinale der Weltmeisterschaft und gewann 100.000 Pfund hinzu. Seitdem ist der Aufstieg ins Stocken geraten.
Mit einem 37. Platz im Ranking, 120.000 Pfund, die es zu verteidigen gilt (größtenteils von dieser Weltmeisterschaft) und weiteren 88.000 Pfund im Jahr 2026, droht ein starker Abstieg. Seine PDC Tour Card ist vorerst sicher, aber wenn er weiter an Form verliert, könnte sich das 2026 ändern.
Williams hatte ein paar Lichtblicke - drei Halbfinals auf dem Floor und einen Finalplatz in Leicester - aber auf der European Tour war es nur ein Turnier und ein frühes Ausscheiden. Ohne neue Tiefschläge könnte der Druck schnell unerträglich werden.
Rob Cross in Aktion
Rob Cross in Aktion

Cross stürzt ab

Rob Cross, der Weltmeister von 2018, begann dieses Jahr als Top-Four-Spieler und Teilnehmer der Premier League Darts. Doch das Ausscheiden in der zweiten Runde der WM läutete den freien Fall ein. Es folgten Enttäuschungen bei den World Masters, UK Open und World Matchplay.
Mit 100.000 Pfund aus seinem WM-Lauf und weiteren 70.000 Pfund aus dem Grand Slam of Darts-Finale 2023 steht Voltage ein harter Herbst bevor. Insgesamt muss er über 200.000 Pfund verteidigen. Ohne eine Trendwende ist sein niedrigstes Ranking seit seinem Weltmeistertitel in Gefahr.

Rydz stagniert nach starker WM

Callan Rydz erreichte Anfang des Jahres das Viertelfinale der WM, wo er Michael van Gerwen bis an seine Grenzen brachte. Es schien der Auftakt zu einer starken Saison zu sein, aber die Realität sieht anders aus.
Sein einziger großer Auftritt waren die UK Open (dritte Runde). Auf der Pro Tour und der European Tour blieb er in frühen Runden stecken und verpasste das World Matchplay. Die Players Championship Finals scheinen erreichbar zu sein, aber dort wird er vorerst aufhören.
Rydz muss sich noch keine Sorgen um seine PDC Tour Card machen, aber bei über 100.000 Pfund, die es 2026 zu verteidigen gilt, ist eine konstante Serie von Auftritten notwendig, um in der unteren Spitze zu bleiben.
England mag immer noch der Lieferant von Weltklassespielern sein, aber für diese fünf ist der Weg nach oben steiler geworden - und der Abgrund auf der anderen Seite unheimlich nah. Dennoch sind es fünf sehr talentierte Spieler. Wir sollten sie also noch nicht abschreiben, denn echte Champions stehen auf, wenn es hart auf hart kommt. Es sollte daher nicht überraschen, wenn die Spieler Cross, Smith und andere in diesem Herbst eine solide Leistung zeigen und wieder für Erfolg sorgen.
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