Florian Hempel hat sich deutlich zur Situation des Frauendarts in Deutschland geäußert – und findet dabei klare Worte.
Im Podcast Game On, den er gemeinsam mit Kommentatorlegende
Elmar Paulke moderiert, sprachen die beiden über Beau Greaves und ihren jüngsten Erfolg zum Gewinn einer Tourkarte. Dabei stellte Hempel fest, was in Deutschland noch fehlt, um vielleicht selbst einmal eine Spielerin mit dem Niveau einer Beau Greaves hervorzubringen.
Der deutsche Tour-Profi sieht vor allem im Umgang mit weiblichen Spielerinnen großen Nachholbedarf. In einem Workshop in Franken erlebte er hautnah, wie schwer es vielen Talenten fällt, sich in einer von Männern dominierten Szene durchzusetzen.
„Damit wir noch mehr Talente sehen und sie den Mut haben, diesen Schritt wirklich zu gehen, müssen wir im gesamten Umfeld umdenken“, fordert Hempel. „Da haben wir nach wie vor ein riesen Problem mit den Damen im Dartsport.“
Er berichtet von einer jungen Spielerin, die beim Workshop beeindruckend stark spielte, sich aber im Männerumfeld unwohl fühlte. „Sie sagte mir, dass es nicht einfach ist, unter Männern zu spielen. Du wirst kritisch beäugt, du bekommst dumme Sprüche – und irgendwann hast du keine Lust mehr. Dabei spielt sie richtig tolle Darts“, erzählt Hempel. „Das zeigt, wo wir in Deutschland noch stehen.“ Die junge Spielerin spiele zwar lieber mit und gegen Männer, würde dies aber häufiger tun, „wenn nicht ständig diese Sprüche und das Liebäugeln wären“.
Der Kölner Profi sieht hier vor allem die Verantwortung der gesamten Szene – von Spielern über Vereine bis hin zu Zuschauern. „Wir sollten einfach etwas toleranter denken und uns bewusst machen, dass so mancher flapsige Spruch mehr Wirkung hat, als wir glauben. Oft ist er gar nicht böse gemeint, aber er kann viel kaputtmachen.“
„In England ist man einfach weiter“
Hempel verweist dabei auf das Vereinigte Königreich, wo der Frauendartsport deutlich weiter entwickelt ist. „Da ist einfach mehr Respekt da. Die Damen werden anders wahrgenommen, sie sind in diesem Sport viel, viel weiter als wir in Deutschland“, erklärt er.
Elmar Paulke pflichtete ihm im Podcast bei und brachte ein Beispiel: „Die Profispielerinnen wie eine Fallon Sherrock sind natürlich abgezockt, die können das händeln. Aber es geht um die jungen Talente, die nachkommen. Wenn junge Mädchen solche Sprüche kriegen, werden sie das nicht so leicht wegstecken – und genau die wollen wir ja haben.“
In Großbritannien herrsche ein anderes Klima, sagt Hempel weiter: „Da ist einfach mehr Respekt da. Die Damen werden anders wahrgenommen, sie sind in diesem Sport viel, viel weiter als wir in Deutschland.“
Mit einem Augenzwinkern, aber ernstem Unterton fügt er hinzu: „Wenn dann aber Hans-Jürgen mit seinem 41er-Average um die Ecke kommt und den dümmsten Spruch des Abends auf den Lippen hat – dann kommen wir hier nicht weiter. Das verletzt und schreckt ab. Und das ist schade, weil wir großartige Spielerinnen haben könnten.“
Zum Schluss richtet Hempel einen Appell an alle Aktiven: „Wir müssen sensibilisieren, offen sein und Frauen denselben Respekt entgegenbringen wie den Männern. Nur so kann der Frauendartsport in Deutschland wirklich wachsen.“