„Deutschland wäre ein gutes Pflaster für die WM“ – Mensur Suljovic über Zukunft, Druck und große Visionen für den Dartsport

PDC
Samstag, 15 November 2025 um 6:00
Mensur Suljovic (1)
Mensur Suljovic zählt zu den erfolgreichsten Dartspielern im deutschsprachigen Raum. Der Wiener gewann mit der Champions League of Darts einen Majortitel und gehört zu den besten Spielern der European Tour. Im Gespräch mit Laola1.at zog er nun ein ehrliches Fazit über sein sportliches Jahr. „Ich kann mich nicht beschweren. Es hätte schlimmer sein können. Das Jahr hat gut gestartet, danach habe ich ein bisschen nachgelassen. Jetzt muss ich wieder den Fokus auf die WM setzen.“
Gesundheitliche Probleme hätten ihn zusätzlich gebremst. „Ich war müde, hatte gesundheitliche Schwierigkeiten. Ich hoffe, dass ich 2026 topfit bin.“ Der Österreicher will im kommenden Jahr wieder mehr European-Tour-Turniere spielen, denn für ihn bleiben diese Turniere der „Schlüssel zu den ganz großen Turnieren“.

Druck, Erwartungen und Erinnerungen: Suljovic über die Weltmeisterschaft

Die WM im Alexandra Palace begleitet Suljovic seit fast zwei Jahrzehnten. „Der Druck ist immer riesengroß. Sobald ich in London bin, beginnt alles von vorne. Wie ein Anfänger leider“, sagt er. Diesmal gehe er jedoch ohne Erwartungen an den Start. „Ich habe nichts zu verlieren und nichts zu verteidigen.“
Im Dezember tritt er zu seiner 17. PDC-WM an. Nur 2013 und 2024 verpasste er die Weltmeisterschaft seit seinem Debüt 2008. Besonders seine erste WM ist ihm bis heute positiv in Erinnerung geblieben. Damals schlug er den an Position 22 gesetzten Andy Smith und traf anschließend auf John Part, der später Weltmeister wurde. Suljovic unterlag zwar mit 1:4, beschreibt die WM aber noch heute als „eines meiner besten Weltmeisterschaften“.
Früher sei die Erwartungshaltung deutlich höher gewesen. „Vor ein paar Jahren war ich noch Top 16. Da wollen die Medien dich im Finale sehen. Heute ist es anders. Es kommt immer auf die Tagesverfassung an, wie du geschlafen hast, wie du dich fühlst. Bei meiner ersten WM hatte ich nichts zu verlieren. Jetzt fühlt es sich wieder ähnlich an.“

WM-Standort: Suljovic sieht Deutschland als große Chance

Über die Zukunft der WM hat Suljovic eine klare Meinung. Grundsätzlich wünscht er sich einen größeren Schauplatz, der dem gewachsenen Interesse gerecht wird. „Ins Ally Pally passen nur 3000 Zuschauer, das ist zu wenig. Viele Freunde von mir wollen kommen und bekommen keine Tickets.“
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Gewann 2017 die Champions League of Darts
Einen Umzug ins Ausland lehnt er zwar nicht ab, findet aber dass das Turnier traditionell in England bleiben sollte. Allerdings sieht eine Ausnahme: Deutschland. „Vielleicht woanders in England. Ich habe Premier League gespielt, es gibt viele schöne Orte. Saudi-Arabien? Habe ich nichts dagegen. Aber traditioneller wäre es in England, nur in einer größeren Halle.“ Dann ergänzt er: „Deutschland wäre ein gutes Pflaster für die WM. Da gibt es ein riesengroßes Potenzial. Deutschland hat viel getan für den Dartsport.“
Besonders hebt er Werner von Moltke hervor. „Ohne Deutschland, ohne Werner Moltke, ohne Phil Taylor und ohne Barry Hearn – das ist der wichtigste Mann – wäre Dart heute nicht so groß. Werner hat unglaublich viel getan, für den österreichischen und europäischen Dartsport.“

Österreichs Dartszene: großes Talent, wenig Unterstützung

Zur Lage in Österreich findet Suljovic deutliche Worte. „Wir haben viele gute Dartspieler, aber das Problem sind oft die Sponsoren. Viele trauen sich den Schritt nicht zu. Darts ist dann Arbeit, und wenn du nicht gut spielst, ist deine Existenz in Gefahr.“
Er selbst habe lange fast ausschließlich Sponsoren aus Deutschland gehabt. Mittlerweile unterstützt ihn ein Sponsor aus dem Burgenland, doch breit anerkannt sei der Sport in Österreich weiterhin nicht. „Viele sehen Darts nicht als richtige Sportart wie Fußball, Basketball oder Boxen. Dort wollen die Sponsoren rein – beim Dart nicht.“
Er wirbt deshalb für eine offene Haltung gegenüber neuen Sportarten. „Es kann nicht jeder Fußballer oder Skifahrer werden. Auch dort sind wir nicht mehr so stark wie früher. Kinder brauchen Sport, am besten zwei Sportarten. Wieso nicht Dart oder Schach? Viele haben Angst, weil Dart oft in Kaffeehäusern gespielt wird. Dann sagen sie: Finger weg.“

Zukunftspläne: Eine eigene Akademie und mehr Turniere in Österreich

Suljovic denkt bereits über die Zeit nach seiner Profikarriere nach. „Wenn ich mal nicht mehr professionell spiele, mache ich sicher eine Akademie auf. Das ist mein Ziel, mein Traum.“ Gleichzeitig wünscht er sich mehr Turniere in Österreich. Der Erfolg von Schwechat sei ein Beweis dafür, wie groß das Potenzial ist. „Alles ausverkauft. Wieso nicht wie in Deutschland?“
An sich merkt er schon, wie immer mehr Dartturniere in Österreich stattfinden, allerdings gibt es noch zu wenig Preisgeld in seinen Augen. „Viele englische Spieler kommen nicht, weil sie die Reise nicht finanzieren können. Dieser Zusammenhalt zwischen Sponsoren und Spielern wäre sehr wichtig.“

Die Niederlage gegen Fallon Sherrock und was sie auslöste

Emotional wird er bei der Frage ob die Niederlage gegen Fallon Sherrock die größte gewesen sei. „Für mich war das die größte Niederlage. Ich habe mein Bestes gegeben, aber sie hat super gespielt. Das muss man akzeptieren. Für eine Dame zu diesem Zeitpunkt war das der absolute Wahnsinn.“
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Verlor bei der WM 2020 mit 1:3 gegen Fallon Sherrock
Er beschreibt die besondere Herausforderung, wenn ein Publikum gegen einen arbeitet. „Ich hatte meine Nerven nicht unter Kontrolle. Jetzt sehen Luke Littler und alle, was passiert, wenn das Publikum gegen dich ist. Dann hast du ein riesengroßes Problem.“ Doch er betont auch: „Ob zwölf oder 60 Jahre alt, Mann oder Frau – jeder kann spielen. Wichtig sind Training und Konzentration.“

Dopingsperre von Rusty-Jake Rodriguez: Suljovic fordert klare Regeln

Zum Abschluss äußerte sich Suljovic auch zur Dopingsperre seines World-Cup-Partners Rusty-Jake Rodriguez. „Ich wusste, dass es ein kleiner Fehler war. Ich habe ihn nicht angerufen, weil mir klar war, dass er nicht von dieser Welt ist. Ich habe gesagt, er solle Einspruch einlegen.“
Der Einspruch war erfolgreich – und Suljovic fordert nun konsequente Tests. „Man sollte die Top 16 bei jedem Turnier testen. Dann sehen wir weiter. Aber nicht den 250. der Welt. Das macht keinen Sinn.“
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