Im der neuesten Folge des
Darts Draait Door Podcasts diskutierten Damien Vlottes und
Vincent van der Voort über die aktuelle Situation von Danny Noppert. Der Niederländer steht seit Jahren stabil unter den Top 16 der Welt, bleibt aber häufig im Schatten anderer Stars. Dabei sind seine Leistungen bemerkenswert: Halbfinals im Fernsehen, Siege auf der Pro Tour und ein Major-Titel stehen auf seinem Konto. Trotzdem fühlt sich Noppert oft übersehen.
Van der Voort berichtete, dass Noppert sich nach einer früheren Podcast-Folge bei ihm gemeldet habe. „Er hatte das Gefühl, dass wir sehr negativ über ihn gesprochen haben“, erklärte Van der Voort. Doch die Realität sieht anders aus: „Danny ist seit Jahren ein Top-16-Spieler und ein Major-Sieger. Das ist eine Leistung, die man nicht einfach so hinstellt. Genau deshalb liegt die Messlatte bei ihm höher.“
Danny Noppert: Konstanz zwischen Erwartungen und Wahrnehmung
Noppert äußerte, dass die Medien ihn regelmäßig übergehen, ein Eindruck, den Vlottes bestätigte: „Er könnte Recht haben. Die Erwartungshaltung an einen Spieler wie
Danny Noppert ist einfach eine andere als an einen Spieler wie Luke Woodhouse. Wenn Woodhouse ein Viertelfinale erreicht, sprechen wir von einem Spitzenergebnis. Bei Noppert erwartet man mehr.“
Danny Noppert ist einer der unterschätztesten Spieler auf der Tour
Van der Voort wies auf ein wiederkehrendes Muster hin: Noppert hat auf der Eurotour Schwierigkeiten beim Wechsel von Nachmittags- zu Abendveranstaltungen. „Das ist ein echter Gewinn für ihn. Er gewinnt Pro Tours, erreicht Halbfinals im Fernsehen, aber die Eurotour… da tut er sich oft schwer. Wenn er dafür eine Lösung findet, kann ich mir vorstellen, dass er bald einen Titel gewinnt.“ Gleichzeitig lobte Van der Voort Nopperts Konstanz: „Er ist super konstant und schwer zu schlagen. Er gehört einfach in die Top 16 – sonst hält man dieses Niveau nicht dreieinhalb Jahre lang.“
Neben Noppert sprach das Podcast-Duo auch über
Luke Littler. Während der Czech Darts Open tauchte ein Bild auf, das Littler zusammen mit
Michael van Gerwen beim Anschauen der Formel 1 zeigt. Van der Voort sieht darin ein Zeichen für Littlers entspannte Art: „Er ist sehr gelassen. Nach einer Niederlage ist er manchmal kurz wütend, aber oft bleibt er entspannt. Das unterscheidet ihn von den Champions der Vergangenheit, die ständig Feuer und Hunger ausstrahlten.“
Die Rolle der sozialen Medien blieb ein kritisches Thema. Van der Voort kritisierte Reaktionen von Familienmitgliedern scharf: „Seine Mutter war auf Facebook wütend. Das sollte man nicht tun. Danny sollte sich auch nicht darum kümmern. Sie sind zu groß für so etwas. Es ist egal, was Fans oder Journalisten schreiben.“
Die Ära von Van Barneveld und Wright neigt sich dem Ende zu
Ein zentrales Thema war die Frage nach dem Karriereende von Peter Wright. Der Schotte fällt in der Weltrangliste zurück und scheint seine Topform verloren zu haben. Van der Voort erklärte: „Ich sehe nicht, dass er Woche für Woche auf Top-Niveau zurückkommt. Vielleicht holt er noch einen Titel – das würde mich nicht überraschen. Aber unter den ersten fünf? Nein, das glaube ich nicht mehr. Das Alter ist ein unerbittlicher Gegner.“
Vlottes ergänzte, dass der Verfall von Ikonen wie Wright und
Raymond van Barneveld schwer zu beobachten sei: „Für viele junge Fans ist Van Barneveld nur noch ein Spieler, der oft verliert. Wir kennen ihn als einen der größten Champions aller Zeiten. Dieser Kontrast ist schwierig.“
Van der Voort erinnerte an Van Barnevelds Spiel gegen Krzysztof Ratajski bei den Czech Darts Open. Bereits beim Einwurf wirkte er unzufrieden. „Schon nach der zweiten Runde beginnt er, Maulkörbe zu ziehen. Das ist sehr früh, noch vor dem Match. Er wirkt zunehmend frustriert und unzufrieden mit sich selbst.“ Van der Voort fügte hinzu: „Ich hatte gehofft, dass er im August seinen Akku wieder auflädt. Aber daran hat sich nicht viel geändert. Mit dieser Einstellung wird es eine Qual sein.“
Parallel dazu wächst eine neue Generation heran. Van der Voort prognostizierte: „Es laufen 14- und 15-Jährige herum, die schon sehr gut sind. Nicht alle werden den Durchbruch schaffen, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir 19- oder 20-Jährige in den Viertelfinalen der Weltmeisterschaft sehen.“ Als Beispiel nannte er Michael van Gerwen, der bereits mit 17 Juniorenweltmeister wurde. Die etablierte Ordnung gerät zunehmend unter Druck.
Die European Tour wird derzeit stark von Deutschland dominiert: sieben der Turniere finden dort statt. Vlottes kritisierte diese Konzentration: „Das sind einfach zu viele. Deutschland ist ein großer Markt, aber die Turniere sollten mehr über Europa verteilt sein.“
Van der Voort stimmt zu und nennt alternative Länder: „Warum nicht Irland, Schottland oder Wales? Es gibt viele Länder, in denen das Dartserlebnis großartig ist. Ich habe kürzlich ein Event in Finnland gespielt, das komplett ausgebucht war. Dort gibt es echtes Potenzial.“ Weitere Möglichkeiten sieht er in Spanien, Frankreich, Schweden und Italien. Nur Spanien sei aktuell in einer Krise: „Der spanische Dartsport steckt in der schlimmsten Phase der letzten 20 Jahre. Früher gab es immer eine Gruppe guter Spieler, jetzt eigentlich niemand mehr.“
World Series of Darts Finals: Spannende Duelle für die Niederländer
Ein weiteres Highlight der Diskussion war die World Series of Darts Finals, die bald im AFAS Live in Amsterdam stattfinden. Viele niederländische Spieler treffen bereits in der ersten Runde aufeinander: Jermaine Wattimena gegen Kevin Doets, Wessel Nijman gegen Michael van Gerwen und Raymond van Barneveld gegen Cor Dekker.
Vlottes sieht die Auslosung kritisch, besonders für Van Barneveld: „Die Auslosung ist gut, aber ein Verlust wäre sehr schmerzhaft.“ Van der Voort hingegen betonte, dass eine Niederlage für Barney kaum zusätzlichen Schmerz verursachen könne: „Es kann nicht noch mehr wehtun, als es ihn ohnehin schon schmerzt. Der Kerl ist immer SO enttäuscht. Ich gehe davon aus, dass er dieses Spiel gewinnen wird. Dekker ist kein schlechter Spieler, aber Raymond muss ihn zwingen, das beste Match seines Lebens zu spielen.“
Auch das Duell zwischen Nijman und Van Gerwen weckte Interesse. Van der Voort meinte: „Nijman könnte der leichte Favorit sein. Er ist in besserer Form als Van Gerwen. Aber er hat noch nie gegen ihn gewonnen, und der mentale Aspekt wird entscheidend sein.“