Das vergangene Wochenende bot Darts-Fans erneut ein echtes Spektakel. In der pulsierenden AFAS Live in Amsterdam sicherte sich
Michael van Gerwen den Sieg bei den
World Series of Darts Finals. Im Finale bezwang er keinen Geringeren als den amtierenden Weltmeister
Luke Littler mit 11:7. Für den Niederländer war es bereits der sechste Titel bei diesem Event – und zugleich ein Sieg, der sich wie eine Befreiung anfühlte. Zum ersten Mal seit zwei Jahren durfte van Gerwen wieder eine bedeutende PDC-Trophäe in die Höhe stemmen.
Für Littler, den erst 18-jährigen Shootingstar, war die Niederlage bitter, doch er zeigte Sportsgeist und zollte seinem Rivalen Respekt. „Michael hat an diesem Wochenende vielleicht seine besten Darts seit langem gespielt. Es ist schön, ihn wieder auf diesem Niveau zu sehen. Er hatte eine schwierige Zeit, aber wenn er so weitermacht, werden wir noch viele großartige Spiele erleben“, erklärte der junge Engländer.
Auf Social Media legte Littler nach: „Schön, @MvG180 wieder in Topform zu sehen, Glückwunsch zum Titel.“
„Zeige es auch außerhalb der Niederlande“
Trotz der starken Leistung van Gerwens sah Littler den wahren Prüfstein noch vor ihm. Bei einer Veranstaltung in Manchester, wo er einen Target-Darts-Pop-up-Store eröffnete, sagte er: „Natürlich war das fantastisch, aber was für uns zählt, ist, dass man dieses Niveau auch außerhalb des eigenen Landes bestätigen kann. Hoffentlich bringt er diese Form nach England. Erst dann werden wir sicher wissen, ob er wirklich zurück ist.“
Littler machte damit klar, dass er den Niederländer ernst nimmt, zugleich aber die nächsten Monate als entscheidend ansieht. „Michael sagt selbst, dass er nie weg war, sondern nur nicht immer sein Niveau abrufen konnte. Wenn er jetzt die Linie hält, wird es spannend.“
Persönliche Kämpfe abseits der Bühne
Dass van Gerwen in den letzten Jahren nicht durchgehend auf Topniveau agierte, hat nach Meinung vieler auch mit privaten Belastungen zu tun. Der dreifache Weltmeister bestätigte jüngst, dass er nach zehn Jahren Ehe in eine Scheidung verwickelt ist. Gegenüber AD.nl sprach er offen über diese schwierige Phase.
„Ich muss unzählige Dinge regeln. Die Scheidung läuft noch, und das erledigt man nicht in wenigen Tagen. Es geht um Vergleiche, Absprachen und Nachsorge – das muss sorgfältig und ohne Fehler passieren“, erklärte van Gerwen.
Trotz aller Sorgen betont er die zentrale Rolle des Dartsports, auch wenn sich seine Prioritäten verändert haben. „Seit meine Kinder da sind, habe ich immer gesagt: Sie sind meine Nummer eins. Danach kommt der Dartsport. Aber Darts ist mein Beruf. Je besser ich spiele, desto mehr kann ich ihnen bieten. Alles hängt zusammen, und das weiß ich genau.“
Der alte Van Gerwen in Amsterdam
Am Sonntagabend zeigte van Gerwen in Amsterdam, dass er noch immer zur absoluten Weltspitze gehört. Auf dem Weg zum Titel schlug er nicht nur Littler, sondern auch Luke Humphries und Josh Rock. Besonders im Viertelfinale gegen Humphries blitzte die alte Klasse auf: hohe Averages, kompromisslose Checkouts und gnadenloses Ausnutzen kleinster Fehler.
Nach dem Finale war die Erleichterung greifbar. „Ich habe Gänsehaut. Es ist fantastisch, wieder eine Trophäe zu gewinnen“, jubelte van Gerwen. „Jeder weiß, dass ich eine schwere Zeit hatte. Aber hier vor eigenem Publikum zu siegen, bedeutet mir alles. Das hat mir Energie und Freude gegeben. Genau das war nötig. Es fühlt sich wie ein Neuanfang an.“
Mit dem Titel kassierte er 80.000 Pfund und bewies, dass er noch immer mit den Besten mithalten kann.
Ein Duell der Generationen
Das Finale bekam seine besondere Note durch den Kontrast zweier Welten. Auf der einen Seite van Gerwen, der dominierende Spieler der vergangenen Jahre, auf der Suche nach alter Stärke. Auf der anderen Seite Littler, der Teenager, der mit Talent und Selbstbewusstsein frischen Wind in den Sport bringt.
Für Littler ist das erst der Anfang einer großen Rivalität. „Wenn Michael dieses Niveau hält, werden wir großartige Matches erleben. Ich freue mich darauf, öfter Finals gegen ihn zu spielen. Für die Fans ist das nur ein Gewinn.“
Die entscheidende Frage bleibt: Kann van Gerwen seine Form auch auf internationalem Parkett bestätigen? In den kommenden Monaten führt die Tour nach England, Deutschland und schließlich zur Weltmeisterschaft in London. Spätestens dort wird sich zeigen, ob der Sieg in Amsterdam der Beginn einer neuen Dominanz ist.
Littler seinerseits entwickelt sich unbeirrt weiter. Mit jugendlichem Mut und konstant starken Leistungen steht er seit Monaten im Rampenlicht. Eine Finalniederlage ändert daran wenig. „Natürlich will man immer gewinnen, aber wichtig ist die Langfristigkeit. Es wird noch viele Chancen geben – das ist sicher.“