In nur acht Jahren hat sich der Niederländer
Danny van Trijp von einem Hobbyspieler in seiner Heimatstadt Etten-Leur zu einem etablierten Namen auf dem internationalen Darts-Circuit entwickelt. Im Tungsten Talk der
MODUS Super Series sprach van Trijp offen über seinen ungewöhnlichen Werdegang, die Hürden auf seinem Weg und seine Ambitionen für die Zukunft.
Erste Würfe in der Kneipe
Sein Abenteuer begann im Januar 2016. „Ich feierte meinen 18. Geburtstag zusammen mit meinem Bruder Wesley in einer Bar, und dort hing eine Dartscheibe. Wir haben zum Spaß ein paar Darts geworfen und es hat uns beiden wirklich gefallen“, erinnert er sich. „Am Anfang haben wir vielleicht im Schnitt 50, 55 geworfen, aber innerhalb weniger Monate waren wir schon bei Turnieren in Etten-Leur. Es ging eigentlich sofort sehr schnell.“
Während sein Zwillingsbruder Wesley ein Gelegenheitsspieler blieb, entwickelte Danny sofort Ehrgeiz. „Nach einem Jahr gewann ich Turniere und spielte immer besser. 2018 wurde ich gebeten, einem Team beizutreten, dem auch Wesley Plaisier angehörte. Dort spiele ich immer noch. Mittlerweile sind wir das beste Team in den Niederlanden.“
Vom Euro-Tour-Debüt zur Challenge-Tour-Erfolgsgeschichte
2019 nahm van Trijp erstmals an einem Euro-Tour-Turnier teil. Danach ging es Schlag auf Schlag. 2022 folgte der Durchbruch auf der Challenge Tour mit drei Titeln – ein Erlebnis, das er bis heute nicht vergessen hat.
„Das ist eigentlich eine andere Geschichte“, lächelt er. „Ich habe mein erstes Finale mit 0:5 gegen Stephen Burton verloren. Das fühlte sich wirklich schlecht an, ich dachte: Wann werde ich einen Titel holen? Aber am selben Tag stand ich wieder im Finale und gewann 5:2 gegen Lukas Wenig. Das war eine Erleichterung. Dann habe ich in Hildesheim gegen Jelle Klaasen gewonnen, und von da an wusste ich: Das könnte ernst werden.“
Die starke Leistung brachte ihm schließlich auch eine begehrte
PDC Tour Card ein – wenn auch auf ungewöhnlichem Wege. „Jeder träumt von einem Platz bei der Weltmeisterschaft im Alexandra Palace. Bei mir war es genau umgekehrt: Durch die Qualifikation für den World Cup habe ich meine Tour Card bekommen. Das ist ein eigener Weg, aber ein sehr schöner.“
Schwierigkeiten mit der Tour Card
Doch das Leben mit der Tour Card war für van Trijp nicht nur ein Vorteil. „Mit einer Tour Card kann man nur auf der
Pro Tour spielen. Du kannst nicht zu MODUS gehen, du kannst nicht zur ADC gehen. Das hat mich eingeschränkt. Ich trainiere nicht allein zu Hause – mein Training besteht aus Matches. Jetzt, wo ich keine Tour Card mehr habe, kann ich fünf oder sechs Tage pro Woche Turniere spielen. Dadurch habe ich mehr Rhythmus, mehr Selbstvertrauen. Eigentlich spiele ich jetzt besser als damals.“
Frust gab es trotzdem. „Ich lag oft 5:3 oder sogar 5:0 vorne, wie gegen Mervyn King oder Joe Cullen, und habe dann trotzdem verloren. Das ist tödlich. Man weiß, dass man das Niveau hat, aber man holt sich die Punkte nicht.“
Auch sein Gesprächspartner Scott Mitchell, Weltmeister von 2015, konnte das nachvollziehen: „Manchmal ist man drei, vier Wochen ohne Spiel, während andere im Fernsehen spielen und im Rhythmus bleiben. Außerdem darf man oft nicht an lokalen Turnieren teilnehmen, weil die Organisatoren keine Tour Card-Inhaber wollen. Dann sitzt man zu Hause und spielt gegen einen Computer – das ist kein echter Wettkampf. Ohne Tour Card hingegen öffnet sich die Welt wieder, wie bei Danny. Er kann alles miteinander kombinieren: ADC, MODUS, Challenge Tour und gelegentlich die Pro Tour. Das ist eigentlich die perfekte Situation.“
Hingabe und Trainingsintensität
Mitchell hob van Trijps Einstellung hervor: „Danny ist ein entschlossener und engagierter Spieler. Auf der Pro Tour war er immer am Practice Board. Er ist nicht jemand, der kurz vor seinem Match zum Spaß herumläuft. Er konzentriert sich voll und ganz, und das sieht man.“
Van Trijp bestätigt das. „Wir haben viel Doppel mit Gian van Veen, Danny Noppert und Berry van Peer trainiert. Cricket, 501, Stunden am Stück. Diese Intensität hilft mir. Meine Konzentration ist eine meiner stärksten Seiten.“
Highlights: 9-Darter und WM-Debüt
Zu seinen größten sportlichen Momenten zählt sein erster 9-Darter bei der
MODUS Super Series in Southampton. „Es war um 9.30 Uhr morgens, und ich hatte noch nie einen geworfen – nicht einmal im Training. Ich stand wirklich mit den Händen in den Haaren da und war erstaunt. Jetzt habe ich zwei, dazu einen in den Niederlanden, und an meiner Dartscheibe zu Hause hängt eine Plakette mit dem Datum.“
Auch sein WM-Debüt 2022 im Alexandra Palace bleibt unvergesslich. In der ersten Runde traf er auf Steve Beaton. „Ich fand die Auslosung großartig. Wenn ich verlieren würde, würde mir niemand einen Vorwurf machen. Steve war schon 32 Mal bei einer Weltmeisterschaft dabei. Ich war nicht einmal nervös – das hat mich sogar ein bisschen beunruhigt. Aber ich habe gut gespielt, mit einem Average von 85 gewonnen, und Beaton hat sein Niveau nicht erreicht. Das war eine wunderbare Erfahrung.“
In Runde zwei war allerdings Schluss. „Mein Gegner warf im zweiten Satz einen Schnitt von 121. Ich habe jedes Mal 1:3 verloren. Ich habe mein Niveau nicht erreicht, aber das kommt vor. Trotzdem war es toll, dabei zu sein. Ich hoffe, dass ich bald zurückkehren kann.“
Bedeutung der MODUS Super Series
Van Trijp betont, wie wichtig die MODUS Super Series für ihn ist. „Man spielt im Fernsehen, lernt neue Leute kennen, und weil man zusammen in einem Haus wohnt, schließt man auch Freundschaften. Normalerweise ist man immer mit seiner eigenen Gruppe unterwegs, aber hier wohnt man eine Woche lang zusammen. Das ist einmalig.“
Seine Erfolge erstreckten sich auch auf den Doppelwettbewerb. Gemeinsam mit Jimmy Hendriks gewann er im Mai 2023 den internationalen Titel im Doppel. „Ich wohne zehn Minuten von Jimmy entfernt, daher kennen wir uns gut. Wir sind ehrlich zueinander, manchmal auch heftig, aber das ist es, was funktioniert. Das Halbfinale gegen Schottland mit Jimmys 124er-Finish beim 3:3 war einer der besten Momente. Gemeinsam einen Titel für die Niederlande zu holen, das vergisst man nicht.“
Spitzname durch kuriosen Zwischenfall
Inzwischen trägt van Trijp den Spitznamen „Danny van Trip“ – entstanden nach einem kuriosen Bühnenmoment. „Während einer Partie habe ich auf das Board geschaut, bin nach hinten gegangen und dann von der Bühne gefallen. Es war eine kleine Bühne mit vier Spielern darauf. Das kommt vor. Ich bin nicht der Erste, der gestürzt ist, aber ich habe es gut gemacht, sagen sie, haha. Sogar als wir mit Jimmy den Titel gewonnen haben, bin ich noch gefallen, als ich ihn hochgehoben habe. Na ja, das gehört eben dazu“, lacht er.