Am Donnerstag beginnt im
Alexandra Palace die Darts WM, und erstmals in der Geschichte stehen gleich fünf Belgier im Teilnehmerfeld. Dieser Rekord überrascht auf den ersten Blick, denn viele belgische Spieler hatten ein schwaches Jahr. Andererseits wirkt er angesichts der erweiterten Starterliste von 128 Spielern weniger sensationell.
Ein Blick zurück auf die vergangene
Darts WM zeigt, wie steinig der Weg zuletzt war. Damals qualifizierten sich nur drei Belgier – und das Turnier begann ernüchternd. Am Eröffnungstag verlor
Kim Huybrechts mit 1:3 gegen Keane Barry. Zwei Tage später musste sich
Mike De Decker mit demselben Resultat Luke Woodhouse geschlagen geben. Lediglich
Dimitri Van den Bergh feierte ein klares 3:0 in Runde zwei, nur um anschließend mit 0:4 gegen Callan Rydz unterzugehen. Seitdem blieb die belgische Erfolgsausbeute auf der Pro Tour überschaubar. Nun folgt der Blick auf die fünf Belgier, die in diesem Jahr für Wiedergutmachung sorgen wollen.
Auslosung der Belgier bei der Darts WM
| Mario Vandenbogaerde | v | David Davies |
| Andy Baetens | v | Dirk van Duijvenbode |
| Mike De Decker | v | David Munyua |
| Dimitri Van den Bergh | v | Darren Beveridge |
| Kim Huybrechts | v | Arno Merk |
Mike De Decker – Auf der Suche nach Stabilität
Ende 2023 sah es so aus, als würde Mike De Decker endgültig im Weltklassefeld ankommen: Sieg beim World Grand, Viertelfinale bei den Players Championship Finals. Doch 2024 bekam der 29-Jährige seine Form nicht durchgehend auf die Bühne. Nach dem Wechsel zu Mission Darts suchte er lange nach dem perfekten Setup. Der Sprung in die Top 10 blieb aus, auch wenn es durchaus Lichtblicke gab.
So erreichte er das Finale der Belgian Darts Open vor heimischer Kulisse und stand bei den Australian Darts Masters auf Anhieb im Endspiel. Sein bestes Major-Resultat blieb ein Viertelfinale bei den World Series Finals. De Decker selbst räumte ein, zu wenig Trainingsstunden investiert zu haben – ein Punkt, den er vor der WM unbedingt ändern will.
In Runde eins trifft er auf WM-Debütant David Munyua aus Kenia. Eine Aufgabe, die der Belgier normalerweise lösen sollte. Danach warten Kevin Doets oder Matthew Dennant. In Runde drei dürfte es dann ernst werden: Nathan Aspinall wäre ein echter Gradmesser.
Prognose: dritte Runde
Gewann 2024 überraschend den World Grand Prix: Mike de Decker
Dimitri Van den Bergh – Zurück im Angriffsmodus
Lange war er Belgiens Nummer eins, inzwischen liegt Dimitri Van den Bergh auf Weltranglistenplatz 23 – nur knapp hinter De Decker. Der 31-Jährige erlebte ein schwieriges Jahr,
pausierte Mitte April wegen mentaler Probleme zwei Monate und fand erst spät wieder Rhythmus. Auch beim World Cup of Darts lief zunächst wenig zusammen, ehe er im Herbst wieder etwas an Stabilität gewann.
Im Gespräch mit Het Nieuwsblad betonte Van den Bergh, wie wichtig diese Pause war. Er fühle sich wieder frisch, bereit für neue Höhen. Dass er Großes leisten kann, steht außer Frage: zwei Major-Titel,
WM-Halbfinale 2023.
Zum Auftakt spielt er gegen Darren Beveridge aus Schottland. Ein Duell, das Van den Bergh normalerweise kontrollieren sollte. Danach warten Madars Razma oder Jamai van den Herik. Runde drei könnte ein Knaller werden: Gian van Veen, einer der Shootingstars des Jahres, wäre ein harter Prüfstein.
Prognose: dritte Runde
Kim Huybrechts – Der Dauerbrenner mit Außenseiterpotenzial
Kim Huybrechts ist der erfahrenste Belgier im Feld: Zum 15. Mal in Folge spielt „The Hurricane“ im Ally Pally. Sein WM-Debüt 2012 endete spektakulär im Viertelfinale. Seitdem schwankte seine Beziehung zur WM zwischen klaren Niederlagen und Sensationssiegen gegen Rob Cross und Peter Wright.
Sportlich lief 2025 nicht viel zusammen. In der Weltrangliste rutschte er bis auf Platz 53 ab – doch Huybrechts kann große Momente entfachen. Und genau das macht ihn gefährlich. Sein erstes Spiel hat besondere Würze: Er trifft auf Arno Merk, jenen Deutschen, der ihn 2011 im BDO-Qualifikationsfinale stoppte.
Bei einem Sieg ginge es gegen Peter Wright oder Noa-Lynn van Leuven weiter. In Runde drei könnte Michael van Gerwen warten – ein Gegner, gegen den Huybrechts in der Vergangenheit immer wieder befreit aufspielte. Vielleicht ist es gewagt, aber der Belgier könnte die positivste Überraschung des Quintetts werden.
Prognose: Achtelfinale
Mario Vandenbogaerde – Der Routinier unter Druck
Mario Vandenbogaerde steht als 52-Jähriger für die belgische Erfahrung. Nach seinem WM-Debüt 2024 kehrt er mit konstanter Saisonleistung zurück, gekrönt durch ein Players-Championship-Finale. Doch die Ausgangslage ist klar: Er muss liefern.
In der virtuellen Order of Merit belegt er Platz 64 – die Kante zwischen Tour-Card-Erhalt und Verlust. Mehrere Verfolger sitzen ihm im Nacken. Deshalb braucht Vandenbogaerde wahrscheinlich zumindest einen Auftaktsieg.
Dieser führt über David Davies, einen walisischen Debütanten. Gewinnt er, wartet nahezu sicher Luke Littler. Ein Weiterkommen darüber hinaus wirkt unrealistisch. Also liegt der Fokus klar darauf, das erste Spiel zu gewinnen und anschließend das Bühnenhighlight gegen den Topfavoriten zu genießen.
Prognose: zweite Runde
Andy Baetens – Der Druck wächst
Andy Baetens ist der fünfte Belgier im Bunde und sicherte sich sein WM-Ticket über das Qualifier für Belgien und die Niederlande. Der 36-Jährige gewann 2023 die WDF Weltmeisterschaft, holte seine PDC Tour Card – doch auf der Pro Tour lief es danach nur bedingt rund. Zum zweiten Mal in Serie verpasste er eine direkte WM-Quali und brauchte den Umweg über das Qualifikationsturnier.
Andy Baetens gewann den Weltmeistertitel der WDF 2023.
Der Druck ist größer als bei jedem anderen Belgier: Baetens muss mindestens ins Achtelfinale, um seine Tour Card zu retten. Zum Auftakt trifft er auf Dirk van Duijvenbode – ein Gegner mit Power, hoher Trefferquote und klaren Ambitionen. Baetens ist nicht chancenlos, aber er braucht einen außergewöhnlichen Tag.
Gewinnt er, ginge es gegen den Sieger aus James Hurrell gegen Stowe Buntz. Doch schon die erste Runde wird ein enormer Härtetest.
Prognose: erste Runde
Belgier in der Order of Merit
| Platzierung | Spieler | Preisgeld |
| 18 | Mike De Decker | 413.5 |
| 23 | Dimitri Van den Bergh | 335.25 |
| 53 | Kim Huybrechts | 108 |
| 66 | Mario Vandenbogaerde | 79.75 |
| 78 | Andy Baetens | 52 |
| 138 | Stefaan Henderyck | 8.5 |
| 180 | Xanti Van den Bergh | 1.25 |
| 180 | Cedric Waegemans | 1.25 |
| 180 | Patrick De Backer | 1.25 |
| 180 | Sybren Gijbels | 1.25 |