Der 16-fache Weltmeister Phil Taylor besuchte vergangene Woche die Target Launch 2025 in Manchester. Obwohl er seit Jahren nicht mehr professionell spielt, genießt der Engländer die Entwicklungen im Sport und die technischen Innovationen sichtlich. In einem langen Gespräch mit Online Darts sprach „The Power“ über neue Produkte, aufstrebende Talente und seine Vision für die Zukunft.
Taylor ist seit Jahrzehnten das Gesicht von Target und staunt immer noch über die Innovationskraft des Herstellers. „Es ist großartig, all diese neuen Produkte zu sehen. Sie erfinden das Rad immer wieder neu. Wie sie das schaffen, weiß ich nicht – dafür bin ich nicht schlau genug. Aber was Gary Plummer und sein Team leisten, ist wirklich konkurrenzlos“, sagte Taylor anerkennend.
Er erinnerte sich schmunzelnd daran, dass er in seiner aktiven Zeit neue Prototypen am liebsten sofort auf der Bühne ausprobieren wollte. „Gary fand das nicht immer gut, weil ich alles direkt nutzen wollte. Aber so war ich eben. Was er damals gebaut hat und was heute möglich ist, ist einfach unglaublich.“
Auch die Atmosphäre auf der Veranstaltung unterschied sich spürbar von seinen aktiven Zeiten. „Hier ist alles entspannt, jeder hat Spaß. Bei einer Weltmeisterschaft oder in Blackpool ist es fast ein Kampf. Sogar Raymond hatte ein Lächeln im Gesicht – und das sieht man nicht oft“, scherzte er.
Van Gerwen, Rock und die Premier League
Am Wochenende verfolgte Taylor, wie Michael van Gerwen in den Niederlanden triumphierte. „Das hat mich nicht überrascht. Vor eigenem Publikum blüht er auf. Schade waren nur die Pfiffe, das ist unfair gegenüber jungen Spielern wie Josh Rock. Aber glaubt mir: Der Junge wird noch richtig groß.“
Auf die Frage nach einem möglichen Premier-League-Platz für Rock 2026 war Taylor eindeutig: „Ich würde ihn auf jeden Fall in Betracht ziehen. Neben ihm gefallen mir auch Stephen Bunting, Chris Dobey und Nathan Aspinall sehr.“
Das Duell zwischen van Gerwen und Luke Littler sieht Taylor als neues Kapitel. „Michael kann Luke viel beibringen. Der Sieg gibt ihm Selbstvertrauen, aber Luke ist ein harter Gegner. Das nächste Jahr wird fantastisch – mit neuer Ausrüstung und starken Duellen.“
Auch Adrian Lewis, Taylors ehemaliger Schüler, will zurück auf die Bühne. Taylor freut sich, bleibt aber realistisch: „Ich habe ihm gesagt: Beweg deinen Arsch und trainiere. Talent hat er, aber heute braucht man fünf bis sieben Stunden Training am Tag. Mit einer jungen Familie ist das für ihn schwer.“
Wandel im Sport und neue Talente
Taylor staunt über die rasante Entwicklung. „Dass 12-Jährige heute Averages von 100 spielen, hätte ich nie geglaubt. Früher galt Darts als Sport für alte Männer. Heute liegt das Durchschnittsalter der Zuschauer zwischen sechs und 25. Es hat sich komplett verändert.“
Er sieht weltweit neue Talente auf dem Vormarsch. „In sechs Monaten tauchen neue Spitzenspieler auf, vor allem aus Asien. Viele haben das Niveau, aber nicht das Geld zum Reisen. Mit Sponsoren könnten sie jeden schlagen.“
Preisgelder, PDC und die Weltmeisterschaft
Mit über 25 Millionen Pfund Preisgeld jährlich ist der Dartsport finanziell stark gewachsen. Doch Taylor sieht Verbesserungsbedarf: „Spieler am unteren Ende brauchen mehr Unterstützung. Sie zahlen Hotels, Benzin, Essen und Startgelder. Eine bessere Verteilung würde helfen. Aber was Barry Hearn anfasst, wird zu Gold – seine Bilanz spricht für sich.“
Im Fokus der kommenden Weltmeisterschaft steht Luke Littler, der seinen ersten Titel verteidigen will. Nur Taylor, Lewis und Anderson gelang dies bisher. „Er hat eine große Chance“, so Taylor. „Aber er muss alles richtig machen: gesund bleiben, vorbereitet sein, keinen Fehler erlauben. Zwei Wochen entscheiden über eine Million Pfund und deine Zukunft. Mein Rat: Mach weiter so – und entwickle dich ständig.“
Zum Schluss blickte Taylor auf seine eigene Erfolgsformel. „Ich habe nie über die nächste Runde nachgedacht. Einfach den Gegner schlagen, der vor dir steht. Und wenn ich im ersten Spiel fünf Neun-Darter werfen konnte, habe ich es getan. Damit jagst du den anderen Angst ein. Sofort dominieren – so habe ich es in Blackpool oft gemacht.“