Nach einer Phase voller sportlicher und privater Rückschläge hat sich
Michael van Gerwen am vergangenen Wochenende eindrucksvoll zurückgemeldet. Der Niederländer, der zuletzt mit Formschwächen und persönlichen Problemen zu kämpfen hatte, gewann die
World Series of Darts Finals in Amsterdam. Es war sein erster großer Titel seit zwei Jahren – und ein deutliches Zeichen an die Konkurrenz: „Mighty Mike“ gehört weiterhin zur absoluten Weltspitze.
Sein Turniersieg kam nicht gegen irgendwen zustande: In der AFAS Live besiegte van Gerwen nacheinander den Youngster Wessel Nijman, die Weltmeister Rob Cross und Luke Humphries, Shootingstar Josh Rock und schließlich den amtierenden Weltmeister Luke Littler. Eine beeindruckende Serie, die seine Klasse unter Beweis stellte.
Starke Leistung trotz privater Belastungen
Darts-Experte
Jacques Nieuwlaat betonte die Schwere der Auslosung: „Nicht die einfachsten Aufgaben“, sagte er als Understatement. „Manchmal braucht man auch ein bisschen Glück. In den ersten Runden hatten seine Gegner Matchdarts, die sie verpassten. Aber was Michael am Sonntag gezeigt hat, war pure Klasse.“
Michael van Gerwen posiert stolz mit der Trophäe der World Series of Darts Finals
Die Leistung erhält zusätzliches Gewicht, weil van Gerwen abseits des Oche schwierige Zeiten durchlebt. Seine Scheidung von Ehefrau Daphne ist noch nicht abgeschlossen, zudem kämpft sein Vater mit schweren gesundheitlichen Problemen. Im Präzisionssport Darts können solche Belastungen schnell Auswirkungen auf die Leistung am Oche haben.
Freund und Ex-Profi
Vincent van der Voort erkannte jedoch eine klare Veränderung: „In den letzten Monaten hat er kein Turnier stabil über 98 Punkte im Schnitt gespielt. Jetzt liegt er plötzlich wieder weit über 100. Das liegt allein an seiner Einstellung. Ich habe wieder Energie gesehen, Bravour – sogar ein bisschen Arroganz. Genau das, was ihn früher so stark gemacht hat.“
Kommt der „alte Van Gerwen“ zurück?
Trotz des Titelgewinns mahnen Experten zur Vorsicht. Van Gerwens absolute Glanzzeit lag in den Jahren 2016 und 2017, als er nahezu jedes Turnier dominierte. „Das war der außergewöhnliche van Gerwen“, so Nieuwlaat. „Wenn die Leute vom ‚alten Van Gerwen‘ sprechen, meinen sie dieses Niveau. Realistisch ist heute ein van Gerwen, der ein komplettes Turnier mit rund 100 Punkten im Schnitt spielt – und damit immer noch jeden schlagen kann.“
Die große Frage: Kann er dieses Niveau halten? In den kommenden Wochen stehen die Players Championship Finals an, für die sich nur die besten 64 Spieler qualifizieren. Aktuell liegt van Gerwen lediglich auf Rang 102 – die Teilnahme ist also keineswegs sicher.
„Von den sieben verbleibenden Turnieren muss er mindestens eines gewinnen oder zweimal weit vorne landen“, erklärte van der Voort. „Das ist möglich, aber sicher kein Selbstläufer.“
Ein Sieg mit Signalwirkung
Egal, wie die nächsten Wochen verlaufen: Der Titel in Amsterdam hat hohen symbolischen Wert. Er gibt van Gerwen neues Selbstvertrauen und ist gleichzeitig eine Warnung an die Konkurrenz. „Wer zuletzt gegen Michael gespielt hat, dachte: Da ist was zu holen“, fasst van der Voort zusammen. „Aber nach diesem Wochenende weiß jeder: Wenn er im Flow ist, muss man höllisch aufpassen.“
Mit seinem Sieg bei den World Series of Darts Finals hat Michael van Gerwen gezeigt, dass er weiterhin zu den Großen des Sports zählt. Ob dies der Auftakt zu einer neuen Dominanzphase ist, bleibt abzuwarten – doch eines ist klar: Der Superstar aus Vlijmen ist zurück, und die Darts-Welt wird es spüren.