Rückblick auf den Grand Slam of Darts 2010: Wie ein Außenseiter der BDO die Dartwelt auf den Kopf stellte

PDC
Montag, 03 November 2025 um 12:15
scott-waites
Am kommenden Samstag startet in Wolverhampton der Grand Slam of Darts – eines der prestigeträchtigsten Turniere im gesamten Dartkalender. Heute ist es ein fester Bestandteil der PDC-Rangliste, doch seine Geschichte begann ganz anders. Denn einst war es das einzige Event, bei dem Spieler der PDC und der damaligen British Darts Organisation (BDO) direkt aufeinandertreffen konnten – und einer von ihnen schrieb 2010 ein unvergessenes Kapitel.

Die Anfangsjahre: Wenn PDC auf BDO traf

Als der Grand Slam of Darts 2007 erstmals ausgetragen wurde, sorgte die Idee für Aufsehen: PDC-Profis und BDO-Spieler sollten endlich im direkten Vergleich antreten. Namen wie Martin Adams, Ted Hankey, Scott Waites und Tony O’Shea sorgten für eine Mischung aus Rivalität und Respekt, die das Publikum begeisterte.
Doch die Kräfteverhältnisse verschoben sich schnell. Immer mehr Topspieler verließen die BDO und schlossen sich der PDC an. 2015 entschied die PDC schließlich, das Turnier in ein offizielles Ranglistenevent umzuwandeln – allerdings konnten nur PDC-Spieler Punkte sammeln. Die Kritik war groß, viele sahen darin das Ende der offenen Wettbewerbsära. Mit dem endgültigen Zusammenbruch der BDO im Jahr 2020 verschwand auch deren Präsenz beim Grand Slam – zurück blieb eine nostalgische Erinnerung an eine besondere Zeit.

Das Format des Turniers

Das Turnier besteht aus 32 Spielern, die zunächst in acht Gruppen mit jeweils vier Teilnehmern eingeteilt werden. In der Gruppenphase wird im Best-of-9-Legs-Modus gespielt, die besten zwei jeder Gruppe erreichen die K.o.-Runde. Die meisten Startplätze werden durch Finalteilnahmen bei großen Turnieren vergeben, acht weitere über ein spezielles Qualifikationsturnier für Tour-Card-Inhaber.

2010: Der Schreiner, der die Profis besiegte

Nur einmal in der Geschichte gelang es einem BDO-Spieler, den Grand Slam of Darts zu gewinnen – Scott Waites im Jahr 2010. Schon 2009 hatte „Scotty Too Hotty“ das Finale erreicht, damals aber gegen Phil Taylor mit 2:16 klar verloren. Ein Jahr später wollte er es besser machen – und er sollte Wort halten.
In der Gruppenphase setzte sich Waites gegen Co Stompé (5:4), Martin Phillips (5:3) und Adrian Lewis (5:3) durch. Mit drei Siegen zog er souverän ins Achtelfinale ein. Dort wartete Raymond van Barneveld, der große Favorit. Doch Waites überraschte erneut und gewann 10:7. Im Viertelfinale traf er abermals auf Stompé und setzte sich mit 16:10 durch.
Das Halbfinale war ein rein englisches Duellfeld: James Wade schlug Wayne Jones, während Waites auf Steve Beaton traf – der zuvor Phil Taylor aus dem Turnier geworfen hatte. Waites spielte konzentriert, dominierte die Partie und siegte mit 16:9. Damit stand der BDO-Mann zum zweiten Mal in Folge im Grand-Slam-Finale – ohne je Profi gewesen zu sein.

Das denkwürdige Finale gegen Wade

Im Endspiel schien die Geschichte des Vorjahres zunächst eine bittere Wiederholung zu werden. James Wade dominierte und führte rasch 8:0. Doch dann kam die Wende: Waites startete eine der größten Aufholjagden der Darts-Geschichte. Beim Stand von 11:11 war das Match völlig offen.
Waites spielte nun befreit auf, während Wade die Nerven verlor. Der Brite aus Yorkshire zog auf 14:11 davon und verwandelte schließlich seinen zweiten Matchdart auf Doppel 8 zum 16:12-Sieg. Der Außenseiter aus der BDO hatte das Unmögliche geschafft – als Nicht-Profi den Grand Slam of Darts gewonnen.

Danach: Erfolg und Beständigkeit

Scott Waites blieb auch in den Folgejahren eine feste Größe beim Grand Slam. Mehrfach erreichte er die K.o.-Phase, während er innerhalb der BDO seine größten Erfolge feierte. 2013 und 2016 wurde er Weltmeister, 2019 stand er erneut im Finale.
2020 wechselte Waites schließlich zur PDC und sicherte sich eine Tour Card über die Q-School. Drei Jahre später verlor er sie wieder, blieb aber auf der Challenge Tour aktiv – wo er 2025 sogar noch einmal ein Turnier gewann.
Heute ist Waites 48 Jahre alt, arbeitet weiter als Tischler und spielt nach wie vor regelmäßig Turniere. Anfang 2026 will er bei der Q-School erneut antreten – und vielleicht noch einmal beweisen, dass selbst Außenseiter Darts-Geschichte schreiben können.
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