Seit der jüngsten Preisgelderhöhung der PDC ist das Erreichen der Darts-Weltmeisterschaft wichtiger denn je. Allein die Teilnahme bringt sichere 15.000 Pfund ein, ein Sieg in der ersten Runde sogar 25.000 Pfund. Dieses Geld ist entscheidend für die Order of Merit und den Erhalt der Tourcard. Wir werfen deshalb einen detaillierten Blick darauf, wie es Anfang August um die WM-Chancen der deutschen Tourcardprofis steht.
Martin Schindler und Ricardo Pietreczko – Die gesetzten Spitzenreiter
Die beiden aktuell besten deutschen Spieler sind bei der kommenden WM fest dabei – und das sogar als gesetzte Spieler.
Martin Schindler rangiert stand jetzt vor der WM auf Platz 13 der Weltrangliste und liegt damit sogar vor Weltstars wie Gerwyn Price oder Dave Chisnall. Er wird als höchstplatzierter Deutscher in die WM starten – ein historischer Meilenstein für den 28-Jährigen. Allerdings kann sich diese Position, je nach Abschneiden bis zur WM noch verändern.
Sein World-Cup-Partner
Ricardo Pietreczko steht stand jetzt zur WM Rang 32. Damit wäre auch er gesetzt, noch vor Spielern wie Joe Cullen, Raymond van Barneveld und Scott Williams. Bis Dezember kann sich zwar noch einiges verschieben, doch die Teilnahme der beiden ist sicher.
Niko Springer – Zweite WM-Teilnahme im Anmarsch
Niko Springer wird aller Voraussicht nach seine zweite WM spielen. Im vergangenen Jahr sicherte er sich über die Development Tour sein Debüt im Ally Pally. In seinem ersten Jahr mit Tourcard überzeugt der Mainzer auf ganzer Linie und ist auf dem besten Weg, nach der WM in die Top 64 der Welt einzuziehen – ein bemerkenswerter Aufstieg in nur einem Jahr.
Er qualifiziert sich derzeit über die Pro Tour Order of Merit. Nur Niels Zonneveld ist dort – unter Ausklammerung der Top 40 der Welt – besser platziert.
Gabriel Clemens, Lukas Wenig und Dominik Grüllich – Drei starke Anwärter
Auch
Gabriel Clemens, Lukas Wenig und
Dominik Grüllich haben beste Chancen auf ein WM-Ticket. Aktuell belegen sie die Plätze 18, 19 und 21 der WM Qualifikations Pro Tour Order of Merit. Da die Top 40 dieser Rangliste für die WM qualifiziert sind, ist ihre Ausgangslage vielversprechend.
Besonders Grüllich spielt in seinem ersten Tourcardjahr stark auf und erreichte bereits ein Pro-Tour-Finale. Clemens sammelt konstant Preisgeld durch Siege in den ersten Runden. Lukas Wenig machte zuletzt mit seinem Finaleinzug bei Players Championship 23 einen gewaltigen Sprung nach vorn und öffnete sich damit neue Möglichkeiten.
Mit einem Vorsprung von 7.000 bis 8.000 Pfund auf die Verfolger gilt es nun, dieses Polster bis zum Jahresende zu verteidigen.
Max Hopp – Rückkehr auf die große Bühne
Auch
Max Hopp ist derzeit für die WM qualifiziert. Der „Maximiser“ steht auf Rang 27 der Pro Tour Order of Merit und hat einen Vorsprung von 5.000 Pfund auf den ersten Nicht-Qualifikationsplatz (Connor Scutt). Dennoch heißt es für Max Hopp, dass er kämpfen muss, doch die Ausgangslage ist gut für den Idsteiner.
Nach schwierigen Jahren zeigt Hopp eine stetige Leistungssteigerung und will sich wieder fest auf der Tour etablieren. Sein Comeback im Ally Pally wäre zugleich die erste WM-Teilnahme seit fünf Jahren.
Historische Chance: Sieben deutsche Starter
Aktuell haben sieben deutsche Spieler realistische Chancen, bei der WM Ende Dezember in London dabei zu sein. Für Wenig und Grüllich wäre es das Debüt, für Hopp die Rückkehr, und für Schindler, Pietreczko, Clemens und Springer eine erneute Teilnahme.
Der bisherige Rekord von sechs deutschen WM-Startern (2024) könnte damit übertroffen werden. Zudem besteht über die Super League die Möglichkeit eines weiteren deutschen Qualifikanten – aktuell sind 22 der 24 Teilnehmer Deutsche.
Für alle Tourcardinhaber ohne gesichertes WM-Ticket gibt es außerdem den PDPA-Qualifier, bei dem vier letzte Startplätze vergeben werden. Dieses Turnier ist der letzte Rettungsanker für Tourcardprofis ohne WM-Teilnahme. Der Qualifier wird kurz vor der Auslosung zur WM ausgetragen, und beinhaltete alle Profis ohne WM-Startplatz.
Leon Weber – Aufholjagd für den WM-Traum
Nur knapp außerhalb der WM-Ränge liegt
Leon Weber. Der junge Deutsche spielt sein erstes Jahr mit Tourcard und zeigt, dass er zur PDC gehört. Derzeit fehlen ihm 2.000 Pfund für die Qualifikation.
Ein wichtiger Schritt war seine jüngste Qualifikation für das European-Tour-Event in Ungarn, das ihm mindestens 1.250 Pfund garantiert. Mit einem Sieg könnte er den Abstand weiter verringern. Weber hat das WM-Debüt fest im Blick – das Rennen bleibt offen.
Florian Hempel und Maximilian Czerwinski – Druck und Potenzial
Florian Hempel kämpft in diesem Jahr um den Erhalt seiner Tourcard und liegt 4.000 Pfund hinter einem rettenden Platz für den Erhalt seines Profistatus. Für die WM fehlen ihm aktuell 5.500 Pfund.
Der Kölner ist jedoch bekannt für starke zweite Saisonhälften: Noch nie war er Anfang August für die WM qualifiziert, schaffte es aber stets durch eine späte Leistungsexplosion noch ins Feld. Auch dieses Jahr ist ein Comeback möglich.
Maximilian Czerwinski steht vor einer ähnlichen Herausforderung. Der Tourcard-Neuling, liebevoll „die Gurke“ genannt, muss 6.250 Pfund aufholen. Zwar ist die Lücke groß, doch ein starkes Turnier – etwa ein Halbfinale bei einem Players Championship (5.000 Pfund Preisgeld) – könnte beide zurück ins Rennen bringen.
Tim Wolters und Kai Gotthardt – Nur Außenseiterchancen
Weniger rosig sieht es für
Tim Wolters und
Kai Gotthardt aus.
Wolters tritt in dieser Saison nur sporadisch an und spielt weder um die WM noch um den Tourcard-Erhalt. Lediglich über den PDPA-Qualifier könnte er auf den letzten Drücker sein Ally-Pally-Debüt feiern.
Kai Gotthardt beeindruckte im Vorjahr bei seinem WM-Debüt, als er Alan Soutar trotz gebrochenem Barrel besiegte und Stephen Bunting beinahe in Runde zwei bezwang. Nach dem Tourcard-Gewinn in der Q-School startete er solide mit zwei Boardfinals.
Seit Mitte März blieb der Baden-Württemberger jedoch ohne Preisgeld. Matchglück und Form fehlen derzeit, wie auch beim jüngsten Qualifier für die Hungarian Darts Trophy, als er einen Matchdart vergab. Ein Rückstand von 12.500 Pfund auf die WM-Plätze ist kaum aufzuholen.
Fazit – Alles deutet auf ein Rekordjahr
Deutschland ist auf dem besten Weg, bei der Darts-WM 2026 so stark vertreten zu sein wie nie zuvor. Sieben Spieler sind aktuell qualifiziert oder stehen kurz davor, dazu könnten weitere kommen. Allerdings müssen ein Hopp, Clemens, Grüllich und Wenig aufpassen, dass sie ihren Vorsprung nicht verspielen.
Für die meisten deutschen Profis bedeutet die WM-Teilnahme nicht nur Ruhm, sondern auch essenzielles Preisgeld für die Order of Merit und den Erhalt der Tourcard. Bis Dezember bleibt noch genügend Zeit, um Ranglistenplätze zu sichern oder aufzuholen – Spannung garantiert.