Luke Humphries blickt auf ein außergewöhnliches Dartjahr zurück – und spricht offen über die Kehrseite des Erfolgs. Seine fast zweijährige Regentschaft als Weltranglistenerster ging mit enormem Druck einher, wie der 30-jährige Engländer einräumt. In der abgelaufenen Saison habe jedoch weniger er selbst im Rampenlicht gestanden, sondern vor allem das Wunderkind
Luke Littler, der ihm schließlich die Spitzenposition abnahm.
Humphries führte die Weltrangliste mehr als 680 Tage lang an, ehe er beim Grand Slam of Darts Platz eins an Littler verlor. Dort unterlag er dem jungen Rivalen auch
im Finale mit 16:11. Die Niederlage schmerzt – doch der Weltmeister von 2024 zieht ausgerechnet daraus neue Motivation. Mit Blick auf die bevorstehende Weltmeisterschaft hat er gleich mehrere Ziele ausgerufen: Revanche, ein weiterer WM-Titel – und eine ganz persönliche Belohnung. Im Fall eines erneuten Triumphs will er sich einen brandneuen Lamborghini Urus gönnen.
„Alle warteten darauf, dass er mich überholt“
In einem offenen Interview mit talkSPORT lässt Humphries die vergangenen Monate Revue passieren. Fünf Major-Finals, der Sieg in der Premier League Darts und auch die World Masters stehen in seiner Erfolgsbilanz. Trotzdem gewann er den Eindruck, seine Leistungen seien in den Hintergrund gerückt. „Es fühlte sich wirklich so an, als ob die ganze Welt auf Luke Littler wartete, um mich vom Thron zu stoßen“, sagt Humphries. „Es ging nie darum, was ich tun musste, um die Nummer eins zu bleiben. In all den Charts, Analysen und Vorhersagen hieß es nur, was Luke tun müsse, um mich zu überholen.“
Macht im Ally Pally Jagd auf seine zweite WM-Krone: Luke Humphries
Dieses Narrativ habe dazu geführt, dass er sich phasenweise wie ein Nebendarsteller fühlte – trotz der konstanten Top-Leistungen. „Ich dachte regelmäßig: Warum bekomme ich nicht die gleiche Aufmerksamkeit? Warum sagt niemand: Das muss Humphries tun, um seine Position zu halten? Es hieß nur: Das muss Luke tun, um die Nummer eins zu werden.“
Groll hegt Humphries jedoch nicht. Im Gegenteil: Für Littlers Leistungen findet er klare Worte. Bereits mit 18 Jahren hat sein Rivale mehrere Majors gewonnen und die Dartszene nachhaltig geprägt. „Wenn man sich nur die letzten zwei Jahre anschaut, kann man sagen, dass er der beste Spieler ist. Er ist unglaublich schwer zu schlagen.“
Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft: Zuversicht wächst
Seine Darts WM-Kampagne eröffnet Humphries gegen Ted Evetts – und geht mit breiter Brust ins Turnier. Sein Weltmeistertitel von 2024, den er in einem spektakulären Finale gegen Littler errang, wirkt bis heute nach. „Mein Spiel fühlt sich besser an als je zuvor. Ich bin in den letzten Monaten viel konstanter geworden und habe das Gefühl, dass ich wieder etwas gewinnen werde“, sagt Humphries. „Ich habe die letzten zwei Jahre wirklich genossen und bin bereit, meine Karriere auf die nächste Stufe zu heben.“
Ein weiterer Faktor: Humphries arbeitet an einer veränderten Wurftechnik. Die Anpassung soll mehr Stabilität und Rhythmus bringen – und ihn langfristig auf ein neues Level heben. „Mein neuer Wurf fühlt sich sehr natürlich an und scheint gut zu funktionieren. Nächstes Jahr will ich Vollgas geben und so viele Titel wie möglich holen. Damit will ich auch den Druck auf Luke im Kampf um Platz eins erhöhen.“
Ein Lamborghini als WM-Prämie
Gewinnt Humphries die Weltmeisterschaft im Alexandra Palace erneut und holt die Sid Waddell Trophy, winkt neben Ruhm und Titel eine kräftige finanzielle Prämie: eine Million Pfund für den Sieger. Für den Engländer steht längst fest, was er mit dem Geld vorhat. „Wenn das Geld auf dem Konto ist, muss man natürlich vorsichtig sein“, lacht er. „Aber wenn ich gewinne, werde ich mir einen Lamborghini Urus gönnen. Die neueste Version. Das wär’s dann.“
Und auch das Feiern hat Humphries schon bildlich vor Augen: „Ich würde den Pokal auf das Auto stellen – allerdings bräuchten wir dafür ein dickes Band.“